Ich habe jegliche Form von Anfällen. Jackpot!
Generalisiert
tonisch-klonische Anfälle, auch als Grand Mal oder kurz GM bekannt,
klonische Anfälle, komplex fokale Anfälle und einfach fokale Anfälle.
Ich kann also aus einem recht umfangreichen Repertoire schöpfen. Wenn man es so nennen mag ☺ Welch Glück.... *Ironie aus!*
Im günstigsten Fall habe ich mal zwei bis drei Tage keinen Anfall. Im ungünstigsten Fall bis zu drei Anfälle am Tag.
Ich
scheine irgendwie, ohne es bemerkt zu haben, ein Dauerabo für Anfälle
inklusive Flatrate abgeschlossen zu haben. Leider weiss ich nur nicht so
genau wo und auch nicht, wie ich es stornieren kann. Mist! Man sollte
eben immer das Kleingedruckte lesen ;)
Manchmal
wenn wir, meine Freundin und ich, wie jeden Monat brav im Wartebereich
der Klinik unseres Vertrauens sitzen, bekommt man, zwar meist ungewollt
aber leider unvermeidbar weil zwangsläufig mit, wie andere Patienten
über ihre Krankheiten im Besonderen und ihre Epilepsie im Speziellen
sprechen. Wenn sie dann ihre Anfallskalender auspacken und ihre fünf
Anfälle im Jahr dramatisieren und darüber murren, kann ich nur staunen
und mich wundern.
Fünf Anfälle im Jahr!? Schön wärs!
Natürlich ist jeder einzelne Anfall zuviel. Gar keine Frage. Epilepsie ist einfach grosser Käse.
Aber mal ehrlich! Letztendlich ist doch alles relativ. Und natürlich auch eine Frage der Perspektive.
Ich
würde fünf Anfälle im Jahr wahrscheinlich auch als Katastrophe
empfinden, hätte ich sie aus dem Nichts heraus plötzlich bekommen.
Ich
habe jedoch von jetzt auf gleich nicht fünf Anfälle im Jahr oder fünf
im Monat sondern durchschnittlich 25 im Monat. Was soll ich jetzt also
sagen, wenn mir einer von seinem grossen Anfall im letzten Jahr
vorjammert, der so schlimm war. Ganz davon abgesehen, dass er davon
selbst ja wahrscheinlich noch nicht mal viel mitbekommen hat...
Also
zumindest ich bekomme meine Grand Mals selbst meist nicht mit.
Gottseidank. Ich merke allerdings, auch gottseidank, dass ich einen
Anfall bekomme. So habe ich immer, oder zumindest meistens, noch schnell
die Möglichkeit, mich aus Gefahrenzonen wegzubewegen oder mich
zumindest schnell noch irgendwo hinzusetzen. Das hilft wenigstens ein
klein wenig die Verletzungsgefahr zu reduzieren.
Ich
habe aber leider auch immer mal wieder grosse Anfälle, bei denen ich
quasi live dabei sein darf. Mit angeknipstem Bewusstsein. Schrecklich
kann ich da nur sagen. Mitzubekommen, wie man plötzlich nicht mehr Herr
seines Körpers oder seiner Sinne sein darf, wie man keine Luft mehr
bekommt weil man einfach nicht mehr atmen kann, wie man merkt dass einem
die Spucke Eimerweise aufs Hemd tropft und man nichts machen kann ist
ehrlich gesagt ein Horrortrip.
Aber was soll ich tun. So ist es eben.
Die
"kleinen" Anfälle sind allerdings auch nicht viel besser. Zwar bin ich
dann nicht gleich für Stunden ausser Gefecht gesetzt, man kann sich
jedoch vorstellen dass es genauso wenig witzig ist, wenn man in
stinknormalen nicht mal wirklich aufregenden Situationen von seinem
eigenen Hirn plötzlich quasi ins "Abseits" geschossen wird. Eigentlich
sollte ich selbst doch Chef über mein Hirn sein. Pustekuchen!
Nur
für den Fall dass jemand fragen will... Ein freier Wille existiert
nicht. Kann ich eindeutig belegen! Zumindest nicht wenn es um
epileptische Anfälle geht!
Ich
habe also Epilepsie. Ohne Vorerkrankung, ohne Vorzeichen, ohne Zutun,
ohne familiäre Konstellation, ohne Grund, ohne Nachweis jeglicher
Schädigung und das nicht mal von Geburt an sondern plötzlich einfach so.
Nach einer Gehirnentzündung. Die allerdings offensichtlich keinen
optisch oder zumindest auffindbaren bzw. nachweisbaren Schaden
hinterlassen hat. Toll!
Statistisch
gesehen wahrscheinlich ein genauso häufig auftretendes Phänomen wie ein
Lottogewinn. Wobei ich Letzteres eindeutig bevorzugen würde!
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